Erhvervs-, Vækst- og Eksportudvalget 2013-14
L 138 Bilag 22
Offentligt
1345769_0001.png
1345769_0002.png
1345769_0003.png
1345769_0004.png
1345769_0005.png
1345769_0006.png
1345769_0007.png
1345769_0008.png
1345769_0009.png
1345769_0010.png
1345769_0011.png
1345769_0012.png
1345769_0013.png
1345769_0014.png
1345769_0015.png
1345769_0016.png
1345769_0017.png
1345769_0018.png
1345769_0019.png
1345769_0020.png
1345769_0021.png
1345769_0022.png
1345769_0023.png
1345769_0024.png
1345769_0025.png
1345769_0026.png
1345769_0027.png
1345769_0028.png
1345769_0029.png
1345769_0030.png
1345769_0031.png
1345769_0032.png
1345769_0033.png
1345769_0034.png
1345769_0035.png
1345769_0036.png
1345769_0037.png
1345769_0038.png
1345769_0039.png
1345769_0040.png
1345769_0041.png
1345769_0042.png
1345769_0043.png
1345769_0044.png
1345769_0045.png
1345769_0046.png
1345769_0047.png
1345769_0048.png
1345769_0049.png
ELBEHOCHWASSERJuni 2013eine Dokumentation
Herausgeber: Landkreis Lüchow-Dannenberg
GRUßWORT
Extrem-Hochwasser als Herausforderung – ein tiefer Dank an alle Beteiligten!Nach einem langen und trüben Winter hofften alleauf ein schönes Frühjahr und einen sonnigen un-beschwerten Sommer. Stattdessen zeigte ein ge-waltiges Mittelmeertief sein hässliches Gesicht.In der zweiten Maihälfte bescherte es der Donauein bis dahin kaum gekanntes Hochwasser undauch in Südniedersachsen gingen die Flüsse undGewässer über ihre Ufer.Die Ausweitung dieses Tiefs auf den Westteilder Tschechischen Republik und weite Teile vonThüringen, Sachsen und den Süden Sachsen-keit der Stäbe und Technischen Einsatzleitungenhergestellt werden, sondern eine reibungsloseAlarmierung von überörtlichen Hilfsorganisationenlöste eine Welle von unglaublicher Solidarität aus.Und damit nicht genug!Die Zivilbevölkerung stand dem in nichts nach!Wie von Geisterhand gesteuert füllte sich die zen-trale Sandgrube in Neu Tramm überwiegend mitjungen Leuten – in der Spitze 1000 Personen -, diedort ca. 1,3 Mio. Sandsäcke befüllten.
Danke-Schild in Clenze
Sandsack-Befüllstation in Tramm
Anhalts ließ auch für die Elbe schnell Schlimms-tes erahnen.Der Dauerregen zwischen dem 30. Mai und dem2. Juni 2013 im Einzugsgebiet der Elbe veran-lasste mich, für den Morgen des 3. Juni 2013vorsorglich zu einer ersten Lagebesprechungeinzuberufen.Die Pegelstände in der Moldau und im Oberlaufder Elbe in Sachsen machten den Ernst der Lageschnell klar. Es galt zu handeln!Zu diesem Zweck musste am Abend des 4. Juni2013 – um 18.24 Uhr – der Katastrophenfallfestgestellt werden. Was danach geschah, be-eindruckt mich bis heute zutiefst! In nur wenigenStunden konnte nicht nur die volle Einsatzfähig-
In nur gut 2 Tagen gelang es, ca. 25 km Deichstrecke mit sogenannten Minderhöhen durchSandsäcke aufzukaden, technische Bauwerke zuverstärken (Wussegel), einen technischen Not-deich aufzubauen (Gartow) sowie in Vietze und inNeu Darchau, die bisher überhaupt keinen Hoch-wasserschutz besitzen, Notdeiche anzulegen.Durch ein grandioses Zusammenspiel aller Ein-richtungen und Kräfte waren wir stets „vor derLage“, wie die Fachleute so schön sagen, unddas gab ein gutes Gefühl von Sicherheit und von„vorbereitet sein“.Das bisher höchste Hochwasser aller Zeitendurchströmte sodann die Elbe in unserem Gebiet.Sie führte Abflussmengen von 4.500 Kubikmeterin der Sekunde mit sich und bescherte Hitzacker
3
GRUßWORT
von Personal, den beteiligten Unternehmen fürihre Dienstleistungen. Besonderer Dank gilt demUnternehmer Jörg-Heinrich Siemke für seinenEinsatz zum Wohle seiner Heimat. Unterbringungund Versorgung von Kräften wäre ohne das DRKnicht machbar – vielen Dank!Für Spezialaufgaben mit besonderem Geräte-einsatz steht das THW und oft unerwähnt bleibtdie DLRG, die besonders vor der Schutzwandin Hitzacker unermüdlich gewirkt hat. An beidehierfür ein herzliches Dankeschön!Landrat Jürgen Schulz in Penkefitz
einen Pegelstand von 8,17 m. Der dort bisherhöchste Wasserstand war bis dato 7,70 m.Durch den großartigen Hilfseinsatz fällt die Bilanzfür unseren Landkreis recht positiv aus. Schlimms-tes konnte verhindert und Gesundheit, Leib undLeben der Bevölkerung geschützt werden. Habund Gut wurde ebenfalls weitgehend gerettet.Ausnahme ist leider die Ortschaft Vietze, dortkonnte der Notdeich nicht gehalten werden undGebäude gingen unter Wasser. Erstmals drangdas hohe Elbwasser auch in einige Gebäude inTiesmesland ein.Die grundsätzlich positive Bilanz ist Verdienst allerbeteiligten Kräfte, die Hand in Hand den Einsatzsteuerten. Ich danke den Gemeinden, Samtge-meinden und Deichverbänden sowie der eigenenKreisverwaltung für die großartige Zusammenar-beit.Allen beteiligten Feuerwehren aus dem LandkreisLüchow-Dannenberg, ihren Orts- und Gemein-debrandmeistern und besonders dem 4. Zug derKreisfeuerwehrbereitschaft mit der Verpflegungs-gruppe Lübbow danke ich für ihren selbstlosenEinsatz.Dem Maschinenring Lüchow e.V. gilt großerDank für seine Logistik und Speditionsleistung.Den Arbeitgebern danke ich für die Freistellung
Dank gebührt auch der Polizei für die ständigeenge Zusammenarbeit und lenkende und unter-stützende Hilfe vielfältiger Art. Den vielen freiwil-ligen Helfern, Spendern und Unterstützern dankeich ganz besonders! Ein wohltuendes Wissen,dass die Zivilgesellschaft bestens funktioniert,wenn es denn darauf ankommt. Ausgespro-chen hilfreich war hier auch die Facebook-Seite„Hochwasser Niedersachsen“ um die Hauptorga-nisatorin Gabriele Müller. An alle Beteiligten ganzgroßer Dank!Seien wir aber ehrlich, all diese eigenen Kräftehätten nicht gereicht. Und so darf ich für denLandkreis Lüchow-Dannenberg und seine Bevöl-kerung ein ganz besonderes Dankeschön an dieüberörtliche Hilfeleistung richten! An alle höherenBehörden und Einrichtungen, die vielen Kreis-feuerwehrbereitschaften, die BerufsfeuerwehrenDortmund, Frankfurt/M. und Offenbach, Polizei,THW, DRK und DLRG und besonders auch andie Bundeswehr!Ich verneige mich dankbar vor Ihren Leistungenund der bewiesenen großen Solidarität. Sie ha-ben sich um den Landkreis Lüchow-Dannenbergund seine Bevölkerung verdient gemacht. Wirwerden das nicht vergessen!Lüchow, im Juli 2013
Jürgen SchulzLandrat
4
Mitten in Norddeutschland: Lüchow-Dannenberg
Niedersachsen
Einsatzort:Lüchow-Dannenberg
5
HYDROLOGISCHER BERICHT ZUM EXTREMHOCHWASSER 2013
Noch in der Elbe-Jeetzel-Zeitung von Sonnabend,dem 1. Juni 2013 wird unter anderem für den Be-reich Niedersachsen ein Rückgang der Hochwas-serlage vorhergesagt. Nur am Rande verweist dieTageszeitung auf zunehmende Regenfälle im Südenund Osten Deutschlands.Zu diesem Zeitpunkt war die extreme Entwicklungder Niederschläge und die Verschiebung des groß-
damalige Hochwasser in Dresden höhere Was-serstände verursacht hatte. Durch die gewaltigenMengen war das aktuelle Hochwasser nicht nur vonder Höhe sondern auch von der Dauer her gesehenwesentlich kritischer als das Sommerhochwasser2002.Dank der Höhenverhältnisse und des zeitlichenWellenablaufes kam es zu keiner vollständigen
Luftaufnahme: Vietze
Luftaufnahme: Laasche
räumigen Niederschlagsgebietes in die Hauptein-zugsgebiete der Elbe, nämlich die Flussgebietevon Saale, Mulde, Ohre (Eger) und Vltava (Moldau),noch nicht vorhersehbar. Diese lieferten letztendlichdie wesentlichen Einträge, die das Extremhochwas-ser entstehen ließen.Die bedrohliche Entwicklung im Einzugsgebiet derElbe wurde im Laufe des Sonntags, dem 2. Juni2013, erkennbar. Daraufhin wurde bereits am Sonn-tagnachmittag die Voralarmierung des Stabes unddie erste Besprechung für Montag, den 3. Juni um8.00 Uhr in die Wege geleitet, obwohl die Entwick-lung zu diesem Zeitpunkt noch nicht abschließendbeurteilbar war.Die Intensität der Regenfälle führte zu einem steilenAnstieg der Hochwasserwellen in allen linksseitigenElbezuflüssen und zu einer gefährlichen Überla-gerung der einzelnen Hochwasserwellen aus denNebenflüssen mit der Hauptwelle in der Elbe.Das Gesamtvolumen dieser einzelnen Wellen hatteim Vergleich zum Sommerhochwasser 2002 min-destens das Vierfache an Menge - auch wenn das
Überlagerung von Teilwellen mit der Hochwasser-welle in der Elbe. Als Folge daraus ergab sich, dassder Scheitel, der in Dresden noch eine Dauer vonacht Stunden hatte, sich auf 90 Stunden ausge-dehnt hätte, wenn der Deichbruch bei Fischbecknicht eingetreten wäre. Durch den Deichbruch ver-kürzte sich diese Scheitelwelle auf 44 Stunden. DerAblauf der Welle und damit der Fall beschleunigtesich dadurch um mindestens zwei Tage.Der Scheitelwert in der Saale wurde bereits am 6.Juni, also zwei Tage vor der Elbewelle, erreicht undgemeinsam mit dem Hochwasserscheitel aus derMulde vor der nachfolgenden Welle aus Tschechienabgeleitet. Dies hatte zur Folge, dass die Elbe schonein mittleres Hochwasser abführte und die nachfol-gende Elbewelle an Geschwindigkeit zunahm undetwa 1,5 Tage früher als erwartet die Landkreisgren-ze erreichte.Die zunehmende Geschwindigkeit im Elbestromführte zu einer Abflachung der Welle und geringe-ren Wasserspiegelhöhen als zuvor erwartet. DerNachlauf des noch in den Flussgebieten von Muldeund Saale anstehenden Eigenhochwassers führte
6
Dipl.-Ing. Ernst-August Schulz
zu keiner Erhöhung der Wasserstände in der Elbe,sondern folgte dem Fall der Wasserstände.Die Rückhaltung des Havelwassers (durch Öffnungder Havelpolder) hatte grundsätzlich einen positivenAspekt für Lüchow-Dannenberg, weil eine Wellener-höhung von 10 – 15 cm dadurch vermieden werdenkonnte. Mit der Öffnung der Wehranlage in Quitzö-bel wurde der Scheitel der Hochwasserwelle
vor der Ortslage Bömenzien kann als großer Erfolggewertet werden, weil dadurch 5.000 Hektar land-wirtschaftliche Nutzfläche und die Ortslagen Bö-menzien, Aulosen, Deutsch, Drösede, Gollensdorfund Groß Garz vor Überflutung geschützt wordensind. Die aus der Elbe in das Seegetal einströmen-de Wassermenge wurde dadurch um 25 MillionenKubikmeter reduziert - was einem Elbabfluss vonknapp zwei Stunden entspricht. Durch diese Maß-
Luftaufnahme: Meetschow
Luftaufnahme: Gorleben
gekappt und eine Reduzierung des Wasserstandesvor Wittenberge von 11 cm erreicht. Nach demDeichbruch bei Fischbeck wurde die Wehranlagewieder verschlossen und der gesamte Abfluss ver-stärkt durch den dann einsetzenden Havelabflusselbabwärts geleitet.Durch die Lenzener Rückdeichung wurde erneuteine Geschwindigkeitszunahme injiziert, so dasssich die Fließgeschwindigkeiten in der Elbe bisHitzacker / Neu Darchau ebenfalls um ca. vierStunden verkürzt haben. Die durch erhöhte Fließ-geschwindigkeiten verursachten Schäden sind zurZeit nur in einigen Bereichen ersichtlich und werdenAufschluss geben über neue bisher nicht betrachte-te Randbedingungen in der Elbtalaue.Vor dem „Bösen Ort“, also vor der ersten Öffnungder Rückdeichung Lenzen, ist direkt vor demPlateau Schnackenburg eine große Erosionsrinneentstanden, die nur durch die starke Erhöhung derFließgeschwindigkeit erklärbar ist. Weitere Punktewerden nach Rückkehr der Elbe in ihr Bett offen-kundig werden.Die erstmalige Absperrung der Seegeniederung
nahme wurden nicht nur die Flächen geschützt,sondern auch die Erhöhung des Wasserstandes inder Seegeniederung um ca. 5 cm reduziert und vorallem das später einsetzende Fischsterben erheb-lich verringert.Der Durchfluss der extremen Hochwasserwelle hatzwischen Schnackenburg und Neu Darchau zwarwenig Schäden im öffentlichen Bereich verursacht,aber aufgezeigt, wo die bereits seit 2011 bekanntenProblemzonen liegen und zusätzliche, bisher alsunbedenklich geltende Geländehöhen, Schwach-stellen des bestehenden Hochwasserschutzes,sichtbar gemacht.Ohne die seit 2002 durchgeführten Maßnahmenwäre dieser Extremflut nicht zu begegnen gewesen.Sie hätte für den Landkreis Lüchow-Dannenbergverheerende Folgen gehabt.
Ernst-August Schulz(Dipl.-Ingenieur)Fachdienstleiter Tiefbau und Wasserwirtschaft beimLandkreis Lüchow-Dannenberg
7
CHRONOLOGIE DER EREIGNISSE
Pegelstände:
Schnackenburg: 4,63 m
Vorbemerkung:Grundlage der Dokumentation sind die Protokolleder großen Lagebesprechungen im Kreishaus.Sie waren als ständige Termine täglich jeweilsfür 08.00 und 18.00 Uhr einberufen und spiegelnSituation und Lagebewertung umfassend wider.
Für die nächsten Stunden wird folgende To-Do-Liste verabredet:Betretungsverbot für die Deiche durchAllgemeinverfügungÜberprüfung der Deiche auf Schad- undSchwachstellen (insbesondere Conti-Deich in Dannenberg)Information der Bewohner der außen-deichs gelegenen Häuser durch die Samt-gemeindenBeginn der Vorbereitungen zur Sandsackbefüllung und Aufkadung von MinderhöhenBeginn der Vorbereitungen zum Schließender Deichscharts sowie zum Aufbau derHochwasserschutzwand in HitzackerAppell an Arbeitgeber, Mitglieder derHilfsorganisationen großzügig für denHochwassereinsatz freizustellenDie Führungseinheiten auf Kreis- undSamtgemeindeebene nehmen ihre Arbeit– zunächst in kleiner Besetzung – auf
Montag, 3. Juni - 8.00 Uhr
Bei der ersten Lagebesprechung sind dabei:Vertreter der Samtgemeinden, des Niedersäch-sischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft,Küsten- und Naturschutz (NLWKN), der Deichbe-hörde beim Landkreis, der Deichverbände so-wie der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks(THW) und der Polizei.Ernst-August Schulz, Leiter der Unteren Wasser-behörde beim Landkreis Lüchow-Dannenbergerläutert die Prognose. Die Experten für Wasser-wirtschaft sind sich einig, dass die anrollendeFlutwelle die Wasserstände des Winterhochwas-sers von 2011 überschreiten wird. Das Bemes-sungshochwasser (BHW) wird nach ihrer Ein-schätzung sicherlich erreicht werden.Als neuralgische Punkte, die nicht örtlich gelöstwerden können, werden angesprochen:Stadtinsel Hitzacker (Wasserstand wirdEvakuierungsschwelle überschreiten)Teile Neu Darchaus einschl. KateminerMühlenbach (fehlender Hochwasserschutz)Minderhöhen zwischen Hitzacker undWussegelMinderhöhe der Hochwasserschutzwandin der Ortslage Wussegel mit der darausresultierenden ÜberflutungsgefahrDeichbaustelle im Bereich Gartower SeeGefahr durch eine mögliche Überflutungder Kläranlage Laasche
Zur Vorbereitung evtl. notwendiger Viehevakuie-rungen wird eine gesonderte Lagebesprechungmit dem Veterinärbereich, Kreislandwirt und Ma-schinenring für 12.00 Uhr anberaumt.Zwischen allen Beteiligten besteht Einvernehmen,dass die Voraussetzungen für die Feststellungdes Katastrophenfalles derzeit nicht vorliegen. DieVerantwortung für die Hochwasserabwehr liegt
In der Landwirtschaft läuft die Feldarbeit aufHochtouren, d.h. Einschränkung bei der Verfüg-barkeit für Feuerwehreinsätze.In Vietze beginnt man mit dem Anfahren vonErdmassen, um die Sicherung der unteren Sied-lungsbereiche vorzubereiten.
Erdanlieferung in Vietze
damit weiterhin in den Händen der Deichverbändeund der Samtgemeinden. Erst wenn der Katastro-phenfall festgestellt werden muss, übernimmt derLandkreis die Koordination der Maßnahmen.
8
Hitzacker: 4,41 m
Neu Darchau: 4,40 m
Montag, 3. Juni - 18.30 UhrDie vereinbarte To-Do-Liste ist weitgehend abge-arbeitet. Mit der Vorbereitung der zu erwartendenEvakuierung der Stadtinsel Hitzacker wird dieaus Ehrenamtlern des Deutschen Roten Kreu-zes (DRK) und hauptamtlichen Kräften aus derVerwaltung bestehende Arbeitsgruppe „Evakuie-rung“ beauftragt.Die Vertreter der Landwirtschaft und des Ma-schinrenringes sind um die entsprechendenVorbereitungen zur Viehevakuierung gebetenworden. Der Maschinenring übernimmt im Be-darfsfall zusätzlich Organisation und Durchfüh-rung des Sandsacktransportes.Dipl-Ing. Hans- Jörg Siemke, Fa. SBI, hat ei-nen Vorschlag zur provisorischen Erhöhung derHochwassermauer inWussegelerarbeitet. Vorder Umsetzungsentscheidung sind jedoch nochergänzende Prüfungen der Statik der bisherigenMauer erforderlich.Um das Risiko von Schäden an der SchutzmauerHitzackerdurch nicht gesicherte Gegenständeaus dem Hafenbereich zu minimieren, sind dieHafenverantwortlichen aufgefordert, so vieleBoote und Stegteile wie möglich in die Jeetzel zubringen. Alle nicht zu entfernenden Teile müssenfest verzurrt werden.
von 8,50 m verschärft sich die Lage gegenüberdem Vortag deutlich.Landrat Jürgen Schulzerwägt die Feststellung des Katastrophenfal-les.Für eine abschließende Entscheidung wirdjedoch noch die weitere Entwicklung bis Diens-tag früh abgewartet.Um keine Zeit zu verlieren, wird die Sandsack-befüllung in der Sandentnahme-Stelle Trammschnellstmöglich mit Feuerwehrkräften aus denSamtgemeinden Elbtalaue/Lüchow (Wendland)und mit Unterstützung durch das THW intensi-viert. Die Zentrale Führungseinheit des Land-kreises wird ab dem 04.06. 10.00 Uhr in großerBesetzung arbeiten.Einigkeit besteht hinsichtlich der Notwendigkeit,die Havelpolder zur Kappung der Hochwasser-spitze zu fluten und die entsprechende Forde-rung an die Vertreter des Landes in der länder-übergreifenden Arbeitsgruppe zu richten.Wie klingt das Sirenensignalim Katastrophenfall?Vorsorglich weist der Landkreis Lüchow-Dan-nenberg darauf hin, dass es ein speziellesSirenensignal für Katastrophenfälle gibt.Dieses Signal würde auch ertönen, wennein Deich gebrochen ist. Das Sirenensignaldauert eine Minute und besteht aus einemauf- und abschwellenden Heulton.Ertönt die Sirene, dann sind Radios undandere Rundfunkgeräte einzuschalten undauf Durchsagen zu achten. Durch die Rund-funkdurchsage wird die Bevölkerung darüberinformiert, wie sie sich verhalten soll.Auf keinen Fall dürfen Telefonleitungen zurFeuerwehr, Polizei und zum Rettungsdienstmit Rückfragen blockiert werden. Die Not-rufe 110 und 112 sind nur für echte Notfällegedacht.Durch unnötige Nachfragen über diese Lei-tungen besteht die Gefahr, dass wirklich drin-gende Notrufe nicht rechtzeitig in der Ret-tungsleitstelle angenommen werden können.
Lagebesprechung im Kreishaus
Im Verlauf der Lagebesprechung trifft die aktu-alisierte Prognose der Hochwasservorhersage-zentrale Magdeburg ein. Mit dem darin für den09.06. für Hitzacker vorhergesagten Wasserstand
9
PEGELSTÄNDE:
Schnackenburg: 4,78 m
Dienstag, 4. Juni, 8.00 Uhr
Fortschreibung der To-Do-Liste:Die zwischenzeitlich durchgeführte Statik-Prüfung hat die von Dipl.-Ing. Siemke vor-geschlagene Lösung zur Erhöhung derHochwasserschutzwand Wussegel alsmachbar bestätigt. Sie wird beauftragt.Minderhöhen im Deich zwischenHitzackerundPenkefitzwurden bereits in Vorjahrenfestgestellt und georeferenziert. Sie sind imGelände zu markieren und anschließend aufeine Deichhöhe von durchgehend 16,00 müber NN aufzukaden. Dazu sind voraussichtlich 400 – 500 Kräfte erforderlich.Eine Erhöhung der Sandsackproduktion inder Befüllstelle Tramm ist weiterhin drin-gend erforderlich. Verabredet wird, dieBevölkerung in ihrer Freizeit zur Unterstütz-ung zu aktivieren.Ab sofort werden im Kreishaus und bei denSamtgemeinden Gartow und Elbtalaue Bür-gertelefone geschaltet.In Zusammenarbeit mit der Polizei sindKonzepte zur Kanalisierung des zu erwar-tenden Hochwassertourismus zu erarbeiten.
Durch den Leiter der unteren Wasserbehörde,Ernst-August Schulz, wurden die aktuellen Pegel-Messwerte der Elbe und der relevanten Nebenflüs-se ausgewertet. Er geht davon aus, dass die Hoch-wasserwelle zwei Scheitel haben wird, der erste mitdem Abfluss aus der Mulde, der zweite ca. 3 – 4Tage später mit dem Wasser aus Tschechien.Dabei werden die am Vortag prognostizierten Was-serstände voraussichtlich nicht erreicht, wohl aberdas Bemessungshochwasser. Diese Einschätzungwird von den an der Besprechung teilnehmendenFachberatern des NLWKN als persönliche Meinunggeteilt.Noch werden die Voraussetzungen für die Feststel-lung des Katastrophenfalles nicht als erfüllt ange-sehen - in der Erwartung, dass die nachmittäglicheAktualisierung der Prognose durch die Hochwas-serzentrale in Magdeburg die bisherige Einschät-zung bestätigen wird.Die aktuelle Meldung des NLWKN lässt allerdingsBöses befürchten. Dort heißt es sinngemäß: „DieWasserstände im niedersächsischen Abschnitt derElbe erreichen möglicherweise die höchsten bishergemessenen Wasserstände.“
10
Hitzacker: 4,54 m
Neu Darchau: 4,54 m
Dienstag, 4. Juni - 18.00 Uhr
18.24 Uhr: Landrat Jürgen Schulz stellt den Katastrophenfall fest, da an-gesichts der zu erwartenden Wasserstände die Probleme nicht mehr mitlandkreiseigenen Mitteln und Personal zu bewältigen sind.
Entgegen den in der Morgenbesprechung geäußer-ten Erwartungen einer Korrektur der Hochwasser-prognose nach unten hat die HochwasserzentraleMagdeburg ihre Vorhersagewerte in der am Mittagherausgegebenen Aktualisierung noch einmaldeutlich erhöht. Für den PegelHitzackerwird jetztfür den 12.06. ein Wert von 8,80 m ausgewiesen.Unter Berücksichtigung dieser Werte ist von einemFlutscheitel auszugehen, der 1,10 m über dem Be-messungshochwasser liegt. Das bedeutet, dass inHitzacker nur noch 0,15 m Freibord an der Spund-wand bleiben.Die in der Prognose vorhergesagten Werte sind fürdie Fachberater des Landkreises nicht plausibel.Dennoch sind sie als „ungünstigste Entwicklung“zu berücksichtigen. Die weiteren Planungen zurHochwasserabwehr haben sich daran zu orientie-ren.Vor diesem Hitergrund stellt Landrat Schulz um18.24 Uhr den Katastrophenfall fest.Fortschreibung To-Do-Liste:Angesichts der neuen Prognosen werden Auf-kadungen um bis zu 50 cm auf Teilstrecken voninsgesamt rund 25 km (15 km SG Elbtalaue, 10 kmSG Gartow) erforderlich.Hierfür werden insgesamt rund 1,5 Mio Sandsä-cke zu füllen, transportieren und zu verbauen sein.Der zusätzliche kurzfristige Kräftebedarf wird mitmindestens 1.500 Helferinnen und Helfern veran-schlagt.Die Minderhöhe auf der Deichstrecke zwischenHitzackerundWussegelsoll im Bereich derKreisstraße durch mit Folie abzudeckende Sand-aufschüttungen von 1 m auf halber Fahrbahnbreite
ausgeglichen werden.Die Mobilisierung der Bevölkerung wird verstärkt.Es werden überörtliche Kräfte (zusätzlich zu bereitsam Nachmittag angeforderten Kreisbereitschaftenweitere 12 Kreisfeuerwehrbereitschaften sowieHelferinnen und Helfern aus den andern Hilfsorga-nisationen) angefordert.Außer Schulen und Turnhallen sollen die für dieCASTOR-Einsätze angemieteten Polizeiunterkünftezur Unterbringung von Helferinnen und Helfern so-wie von Evakuierten genutzt werden. Betreuungs-kräfte des DRK sollen vorbereitet werden.Zur Unterstützung durch die Bundeswehr nehmenergänzend zum Kreisverbindungskommando Ver-bindungskräfte der Panzerlehrbrigade 9 ihre Arbeitauf. Sie sind über das Kreis-Verbindungskom-mando (KVK) der Zentralen Führungseinheit (ZFE)zugeordnet.Umweltminister: „Sehr, sehr ernste Lage“Das auf Lüchow-Dannenberg zurollende Hochwas-ser könnte eine Dimension annehmen, wie es siehier noch nicht gegeben hat, sagte NiedersachsensUmweltminister Stefan Wenzel am Dienstag Abend.Es müsse mit einer „sehr, sehr ernsten Lage“ ge-rechnet werden.Genauere Prognosen seien diesmal extrem schwie-rig, ist aus seinem Ministerium zu hören. Grunddafür sind die Wassermengen, die aus den Ne-benflüssen der Elbe in den Hauptstrom drängen.„Kommen sie alle gleichzeitig oder hintereinander?Das lässt sich nicht sagen. Das hatten wir nochnie, dass wir das so wenig präzise sagen können“,erklärte Staatssekretärin Almut Kottwitz.
11
PEGELSTÄNDE:
Schnackenburg: 4,98 m
Mittwoch, 5. Juni, 8.00 Uhr
werden. Die mobile Spundwand gilt zwar als sicher,schweres Treibgut, losgerissene Schiffe oder Ähnli-ches könnten die Metallwand jedoch beschädigenund so für unkontrollierbare Sturzfluten sorgen.Für die Evakuierung ist eine Allgemeinverfügung inVorbereitung.
Als Planungsgrundlage werden weiterhin die vonder Hochwasservorhersagezentrale herausgegebe-nen Prognosen zugrunde gelegt.
Bundeswehr in Gartow
Pegel bei Neu Darchau
Die Bereiche, in denen Deichsicherungsmaßnah-men durchgeführt werden müssen, konkretisierensich:Deich zwischenHitzackerundDamnatz(14,5 km)Meetschow/Gorleben,Rtg. Seegemündung(3,7 km)binnendeichs zwischenHoltorfundSchna-ckenburg(7,2 km)Seegerückstaubereiche(Vietze1,2 km)Laasche(2,9 km)
Die am Vortag bei der Polizeidirektion Lüneburgangeforderten 14 Kreisfeuerwehrbereitschaften mitca. 1.600 Feuerwehrleuten sind zu einem großen Teilbereits eingetroffen, der Rest befindet sich auf demAnmarsch. Das Technische Hilfswerk hat rund 250Helferinnen und Helfer im Einsatz. Zusätzlich könnenmit Vorlauf bis zum Abend bis zu 1.200 Soldatinnenund Soldaten abgefordert werden.
In Tramm sind bereits 600.000 Sandsäcke vorhan-den, weitere 800.000 sind aus der Landessand-sackreserve bestellt und in der Anlieferung.Zusätzliche Sandentnahmestellen sind in Gummernund Gorleben eingerichtet.Die örtlichen Einsatzleitungen arbeiten nun rund umdie Uhr.Die Evakuierung der StadtinselHitzackerwirdweiter vorbereitet. Denn ab einem Wasserstand von7,76 m (15,15 m über NN) muss nach der Hoch-wasserschutzzonenverordnung der Samtgemein-de Elbtalaue aus dem Jahre 2009 die Stadtinselaus Sicherheitsgründen prophylaktisch evakuiertVorbereitete Notbetten in einer Turnhalle
Insgesamt sind in den nächsten Tagen über 3.500Hilfskräfte von außerhalb unterzubringen. Die Schu-len in Hitzacker, Clenze, Gartow und Dannenbergwerden wegen der Unterbringung der Helfer bis aufWeiteres geschlossen. Ein genereller Schulausfall istjedoch nicht vorgesehen.
12
Hitzacker: 4,70 m
Neu Darchau: 4,71 m
Mittwoch, 5. Juni, 18.00 Uhr
ist nur eine begrenzte Wirkung, da die Havel selbststarkes Hochwasser führt. Trotzdem soll die Maß-nahme umgesetzt werden.Die Feuerwehr Frankfurt/Main hat ein mobiles Hoch-wasserschutzsystem mitgebracht, mit dem 1,5 kmDeich schnell aufgebaut werden können. Dieser soll
Die Hochwasservorhersagezentrale Magdeburg hatihre Prognose auf einen Höchstand am PegelHitza-ckeram 12. und 13.06. auf 8,15 m aktualisiert.
mobile Spundwand in Hitzacker
Aufbau des mobilen Schutzdamms in Gartow
Nach Einschätzung von Ernst-August Schulz wirdam Sonntag Abend die Wasserhöhe den Wert desHochwasser im Jahre 2011 erreichen.Für Schnackenburg wird am 10. Juni ein Pegelstandvon 7,90 m erwartet, das sind 30 cm mehr als dasBemessungshochwasser.
inGartow„Am Helk“ eingesetzt werden.Zwischen Penkefitz und Jasebeck konnte die Deich-erhöhung bereits abgeschlossen werden. Derprovisorische Deich auf der Kreisstraße zwischenHitzacker und Wussegel ist bereits zur Hälfte fertiggestellt.Inzwischen sind mehrere Sandsack-Befüllstationenz.B. in Neu Tramm und Quarnstedt eingerichtet. Eswerden weiterhin dringend freiwillige Helfer zumSandsackbefüllen gesucht.Drei Hundertschaften der Polizei sollen an den ver-schiedenen Brennpunkten Katastrophentourisen ab-halten. Per öffentlichem Aufruf werden die Anwohnerdeichgeschützter Gebiete gebeten, Altöl rechtzeitigzu entsorgen.Das für die Zeit vom 19. bis zum 23. Juni geplanteSchützenfest in Hitzacker fällt aus, ebenso wie einSchulturnier in der Samtgemeinde Elbtalaue. Auchder Landes-Jugendfeuerwehrtag ist abgesagt wor-den.Allein im Gebiet der Samtgemeinde Elbtalaue sindam Mittwoch rund 1.300 Helfer von Feuerwehr undTHW sowie 700 Bundeswehrsoldaten im Einsatz; imgesamten Kreisgebiet sind es inzwischen insgesamtrund 3.000 Helferinnen und Helfer.
Versorgung an der Sandbefüll-Station
Es ist damit zu rechnen, dass dieser Flutscheiteleinen Tag später in Hitzacker eintrifft.Vertreter der Bundesländer Schleswig-Holstein,Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Bran-denburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen haben dieÖffnung der Havelpolder beschlossen. Zu erwarten
13
PEGELSTÄNDE:
Schnackenburg: 5,21 m
Donnerstag, 6. Juni, 8.00 Uhr
Das Bemessungshochwasser beträgt fürHitzacker7,76 m. Dies bedeutet, dass mit einem zusätzlichenFreibord von 1,00 m ein maximaler Hochwasser-schutz bis 8,86 m besteht (dann ohne jeglichen
Die Polizei plant ein weiträumiges Verkehrslen-kungskonzept, um den besonders für das Wochen-ende zu erwartenden Hochwassertourismus zukanalisieren. Gewährleistet werden soll, dass dieArbeiten zur Deichverteidigung nicht durch Schau-lustige behindert werden.Für die Durchführung der Deichwachen gibt es
Berufsfeuerwehr Frankfurt/Main in Gartow
Schöpfwerk in Hitzacker
Sicherheits-Freiraum). Deshalb müssen die Vorbe-reitungen zur Evakuierung weiter fortgeführt wer-den.Durch die veranlassten Aufkadungen der Minder-höhen und die Mauererhöhung in Wussegel ist derLandkreis auf einen Hochwasserspiegel bis max.8,86 m (am Pegel Hitzacker) geschützt. Dies be-deutet aber, das Wasser würde in diesem Falle bis„Oberkante Sandsack“ anstehen.Der Landrat mahnt in der Lagebesprechung Beson-nenheit und Vertrauen in das eigene Fachwissenund die getroffenen Maßnahmen an. Er setzt Eva-kuierungen von Mensch und Tier in der Dannenber-ger Marsch weiterhin aus, da die Wasserstände diegenannten Grenzen nicht ganz erreichen werdenund mit Deichbrüchen nicht von vornherein gerech-net werden darf.In der Lagebesprechung sind alle Beteiligten opti-mistisch, dass alle Deicherhöhungsarbeiten recht-zeitig geschafft werden können.In der SandkuhleTrammarbeiten inzwischen rund300 freiwillige Helferinnen und Helfer Tag und Nachtan der Befüllung von Sandsäcken. Die Versorgungwird über eine zentrale Küche gewährleistet - aberauch durch enorme Hilfsbereitschaft der Bevölkerung.
nicht ausreichend geeignete Privatpersonen. Beiden zum Deichwachdienst verpflichteten Grund-stückseigentümern besteht in mehreren Bereichenaltersbedingt ein Engpass an geeigneten Deichläu-ferinnen und Deichläufern.
zwischen Hitzacker und Wussegel
Die Deichverbände bitten deshalb um Unterstüt-zung durch Bundeswehr und Fachkräfte der Hilfsor-ganisationen, da die Deiche über einen längerenZeitraum intensiv beobachtet werden müssen.Im Gespräch ist auch der Einsatz eines Aufklä-rungs-Fahrzeuges der Bundeswehr (FENNEK), dasmit einer Wärmebildkamera die Deiche auf Schad-stellen durchleuchten kann.
14
Hitzacker: 4,92 m
Neu Darchau: 4,92 m
Donnerstag, 6. Juni, 18.00 Uhr
von Maßnahmen weiterhin von einem Pegelstandzwischen 7,76 m + bis zu 50 Zentimeter und damitoberhalb des Bemessungshochwassers auszuge-hen ist.Die Vertreter der örtlichen Einsatzleitungen bestäti-gen, dass die Aufkadungsarbeiten voll im Zeitplanliegen und voraussichtlich bis Freitag Abend ab-geschlossen sein werden. Der Landrat dankt allenEinsatzkräften für die bisher geleistete Arbeit.Die Deichsicherungsarbeiten inNeu DarchauundWussegelsind abgeschlossen. Der Bereich Hitza-cker Richtung Dömitzer Brücke ist zu 3/4 gesichert.Das KinoLüchowhat angesichts der dramatischenHochwasserlage seine Sondervorstellung des Films„Die Elbe von oben“ abgesagt.Noch haben die Wasserstände in der Elbe keinebedrohlichen Höhen erreicht. Doch das Wasserkriecht über die Wiesen an die Siedlungen heran -wie inVietze,wo man mit eilends aufgeschüttetenErdwällen versucht, die Fluten von den Häusernfern zu halten.Auch inGartowwird weiter am Hochwasserschutzgearbeitet. Es müssen Minderhöhen an der Lan-desstraße 256 ausgeglichen werden.InDömitztreffen sich die Umweltminister vonMecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen, TillBackhaus und Stefan Wenzel, um gemeinsam dieaktuelle Lage zu besprechen. Beide sind sich einig,dass sinnvolle Hochwasserschutzmaßnahmen vonallen Elb-Anrainern gemeinsam entwickelt und be-schlossen werden müssen. Umweltminister StefanWenzel lobt die großartige Arbeit der vielen Helferund des Krisenstabes. Gleichzeitig fordern beideMinister, dass die Länder am Oberlauf der Elbemehr Überschwemmungsgebiete einrichten.Der Fährbetrieb inNeu Darchauwird an diesemTag mit Betriebsschluss (21 Uhr) bis auf Weitereseingestellt. Die Fähre „Tanja“ wird aus Sicherheits-gründen in den Schutzhafen in Tießau gebracht.Die Fähre beiPevestorfverkehrt ebenfalls nichtmehr. Elbquerungen sind jetzt nur noch über dieDömitzer oder die Wittenberger Brücke möglich.
Die heute um 15.30 Uhr eingeganene Prognose derHochwasserzentrale Magdeburg sagt fürHitzackereinen Scheitelwert von 7,65 m mit Eintritt am 11.und 12.06. voraus.
Deichbauarbeiten in Wussegel
Dieser Wert liegt unterhalb des Bemessungshoch-wassers und auch unterhalb des Scheitelwertesbeim Hochwasser 2011. Die Richtigkeit der Prog-nose unterstellt, wären weitere Maßnahmen einschl.der Evakuierung der Stadtinsel Hitzacker obsolet.Angesichts der aus der Oberlauf der Elbe bekann-ten Wasserführung (Dresden: 4.380 cbm/sec, Barby4.800 gegenüber 3.590 in 2011 und Magdeburg
Neu Darchau
4.500) wird die Plausibilität der Prognose durch-weg in Frage gestellt. Wahrscheinlich ist weiterhinein Pegelstand um 8,00 m am Pegel Hitzacker.Als strategische Entscheidung gibt der Landratdeshalb vor, dass für Planung und Durchführung
15
PEGELSTÄNDE:
Schnackenburg: 5,65 m
Freitag, 7. Juni, 8.00 Uhr
Frankfurt/Main innerhalb von vier Stunden dasmitgebrachte mobile Hochwasserschutzssystem in1.500 m Länge aufgebaut.
Die Prognosen präzisieren sich: Für Montag, den10. Juni wird das Eintreffen des Flutscheitels inSchnackenburg in Höhe des Bemessungshochwas-sers + 30 cm erwartet.Es bleibt die Ungewissheit, wie sich der Zulauf derSaale auswirken wird. Diese Prognosen bedeuten,dass an der Spundwand inHitzackerentgegenanfänglicher Prognosen ein Freibord von 90 - 95cm bleiben wird.
mobiler Schutzwall in Gartow
Die Landesstraße 256 zwischen Meetschow undGartow wird gesperrt, damit dort an der Sicherunggearbeitet werden kann. Die Kreisstraße 38, dieMeetschow und Vietze verbindet, ist mittlerweileüberflutet und nicht mehr passierbar.Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung ist derartgroß, dass die Radioaufrufe zur Beteiligung an derSandsackbefüllung und anderer Hilfe gestoppt wer-den können. Für das Wochenende wird ein Teilab-zug der externen Helfer geplant.Innenminister Boris Pistorius macht sich in einemElbdeichabschnitt zwischen Penkefitz und Wusse-gel ein Bild vom Fortschritt der Sicherungsmaßnah-men. Später besuchte er noch den Stab der Katast-rophenschutzleitung des Landkreises Lüneburg.Schon jetzt danken die Mitglieder der Lagebespre-chungen allen Einsatzkräften und Helfern für diehervorragenden Leistungen. Die Vorbereitungsmaß-nahmen sind zu einem großen Teil abgeschlossen.Der Landkreis sieht sich nun für die anrollendenWassermassen gewappnet.Die Flutwelle hat allerdings eine höhere Geschwin-digkeit als bisher vorhergesagt. Sie wird bereits amSonntag erwartet. Nach neuesten Erkenntnissensoll sie dann ungefähr vier Tage im Bereich desLandkreises in kaum veränderter Höhe stehenbleiben.
Polizei in Neu Darchau
Die Spundwand bietet nach den Aussagen desNLWKN allerdings nur einfache Deichsicherheit,deswegen muss nach §§ 26 Abs. 2 und 34 desNiedersächsischen Katastrophen-Schutz-Gesetzes(NKatSG) die Evakuierung der Stadtinsel bei Eintre-ten des Bemessungshochwasserstandes von 7,76m angeordnet und umgesetzt werden.Bis dahin wird lediglich die Empfehlung ausgespro-chen, die Stadtinsel zu verlassen bzw. sich in höhergelegenen Räumen aufzuhalten.Auf der Elbe sind inzwischen Mitarbeiter der Deut-schen Lebensrettungs Gesellschaft (DLRG) und desTHW mit Booten im Einsatz, suchen Tag und Nachtdie Wasserfläche nach Treibgut ab und entfernendieses aus dem Flusslauf, um Beschädigungen derSpundwand zu vermeiden. So werden innerhalbvon drei Tagen ca. 1,5 Tonnen Treibgut sicherge-stellt.AmGartower Seewurde durch die Feuerwehr
16
Hitzacker: 5,24 m
Neu Darchau:
5,22 m
Landrat Schulz im NDR: Wir sind gewappnetIn einer NDR-Sondersendung zur Flut äußerte sichLandrat Jürgen Schulz am Freitag optimistisch, dassdie anrollenden Wassermassen durch die Schutz-maßnahmen abgehalten werden können.„Die Aufdeichungen sind abgeschlossen. Insgesamtwurden rund 1,3 Millionen Sandsäcke verbaut,“ soder Landrat am Nachmittag. „Damit wurden Deich-minderhöhen auf insgesamt 25 km ausgeglichen, sodass wir jetzt gewappnet sind.“
Helfer in PolizeiunterkünftenAuch Unterkünfte der „Castor-Polizei“ werden fürHochwasser-Einsatzkräfte genutzt. In der ehema-ligen Übersee-Funk-Empfangsstelle (ÜFESt) beiWoltersdorf sind mittlerweile 350 Helferinnen undHelfer des THW untergebracht worden, und dasContainerdorf am Breeser Weg in Dannenberg stehtals Quartier für rund 1.000 Bundeswehrsoldatenbereit. Auch einige Ehrenamtliche des DRK-Betreu-ungsdienstes halten sich dort auf.Schützen im Deichschutz-EinsatzDie Schützengilde Lüchow hat ihre Mitglieder auf-gerufen, zum Deichschutz beizutragen: Heute um 9Uhr treffen sich alle Schützenbrüder, die dafür zurVerfügung stehen, zum Sandsack-Befüllen.Seit der Flut 2002 sind die Scheitelwellen beijedem Hochwasser-Ereignis höher eingetreten.Der NLWKN stellte im Juni 2013 die Pegelstän-de in einer Tabelle zusammen (alle Angaben incm):Schnackenburgdurchschnittl. WasserstandAugust 2002April 2006Januar 2011Juni 2013Damnatzdurchschnittl. WasserstandAugust 2002April 2006Januar 2011Juni 2013Hitzackerdurchschnittl. WasserstandAugust 2002April 2006Januar 2011Juni 2013Neu Darchaudurchschnittl. WasserstandAugust 2002April 2006Januar 2011Juni 2013279751745721779295751762770820267750763770817270732749749793
Besuch von Innenminister Pistorius (re.) in Wussegel
Unzufrieden zeigte sich Schulz allerdings mit denschwankenden Vorhersagen. „Zunächst wurde von8,80 m Pegelhöhe geredet, jetzt nur noch von 7,65m - das hätten wir natürlich gerne vorher gewusst,“kritisierte der Landrat die wechselhaften Progno-sen.Das Wasser breitet sich unterdessen weiter aus, sodass an den neuralgischen Punkten weiter an derDeichsicherung gearbeitet werden muss.Bis spät in die Nacht hatten zum Beispiel inVietzeHunderte Feuerwehrleute an der Erhöhung und Ver-dichtung des provisorischen Erdwalls sowie einerSandsackbarriere gearbeitet, die die tiefer gelegeneSiedlung schützen sollen.Am Vormittag werden dort Feuerwehrhelfer undBundeswehrsoldaten die restlichen Sandsäckeverbauen.
17
PEGELSTÄNDE:
Schnackenburg: 6,73 m
Samstag, 8. JuniDie Entwicklung des Hochwassers bleibt wenigerkatastrophal wie anfangs befürchtet. An der Lan-desgrenze zu Niedersachsen gab es allerdings ei-nen nicht erklärbaren Sprung um 60 cm nach oben.Trotz der leicht gesenkten Prognosen bleibt esbei der Annahme eines Flutscheitels in Höhe vonBemessungshochwasser + bis zu 50 cm. Eventuelleinlaufende weitere 20 cm erscheinen verkraftbar.
werden angefordert, um Stabilisierungsmaßnahmenvorzunehmen.Für den schlimmsten Fall von höher auflaufendemHochwasser als berechnet und erwartet oder vonDeichbrüchen steht die vollständige Logistik fürdie Evakuierung von etwa 12.000 Klauentieren imGebiet derDannenberger Marschoder ggfs. auchim Bereich des Gartower Deichverbands.InGartowwird an der Landesstraße 256, an derSüdseite des Sees, mit Hochdruck an der Siche-rung der Straße gearbeitet, um zu verhindern dassdie Ortslage Gartow rückwärtig überflutet wird.
Laasche
Im Unterlauf flachen die Kurven überall ab.Um Katastrophentourismus vom Hochwassergebietfernzuhalten und den Einsatzkräften „freie Bahn“ zuschaffen, haben die Behörden umfangreiche Durch-fahrverbote angeordnet.Im weiteren Verlauf der Lage erhält die Berufsfeuer-wehr Offenbach am Main den Auftrag, inVietzedenim Verlauf des Pappelwegs vorhandenen Notdeichentsprechend zu ertüchtigen und eine Aufkadungvon Sandsäcken im Verlauf der Kapellenstraße biszur Reithalle vorzunehmen.Des Weiteren erfolgt ein entsprechender Verbauvon Sandsäcken im Verlauf des bereits fertiggestell-ten Notdeiches an der Elbe.Auch inTiesmeslandbei Hitzacker kämpft manintensiv gegen das andrängende Wasser.InNeu Darchauwird ein Schutzwall repariert, sta-bilisiert und weiter aufgekadet. Um die verbrauch-ten Sandsackreserven wieder auffüllen zu können,wird die Befüllstation in Tramm wieder aktiviert.Auch die Kreisbereitschaften der Feuerwehr kom-men wieder zum Einsatz und Bundeswehrkräfte
Vietze
Am Nachmittag informieren sich der Niedersäch-sische Umweltminister Stefan Wenzel und die Frak-tionsvorsitzende der Grünen im EuropäischenParlament, Rebecca Harms, gemeinsam mit Deich-fachleuten in Gartow und Schnackenburg über dieSituation.Beide zeigen sich besorgt über die Entwicklung desHochwassers.
Gartow: L 256
18
Hitzacker: 6,13 m
Neu Darchau: 5,93 m
Straßensperrungen im LandkreisWegen Überflutungen oder intensivemVerkehr von Einsatzfahrzeugen mussten imLandkreis im Laufe der Tage diverse Straßengesperrt werden:K 29 zwischen Groß Gusborn und Quick-bornK 29 ab B 191 nach DamnatzK 13 von Penkefitz nach JasebeckK 36 Hitzacker - Penkefitz
Zahlen aus den Versorgungsküchen
In Lübbow wurde für die Versorgung derEinsatzkräfte und HelferInnen eine mobileKüche eingerichtet. 275 Helfer packten in zweiSchichten (14:30 bis 18:00 Uhr und 02:30 bis06:00 Uhr) Tausende Lunchpakete.Es wurden ausgegeben bzw. verarbeitet:28.104 x Frühstück30.074 x Mittagessen24.217 x Abendessen10.414 x Nachtverpflegung165.000 Brötchen plus Spenden1.400 Brote plus Spendenca. 20 Tonnen Wurst und Käseca. 6 Tonnen Fleischca. 6 Tonnen Gemüseca. 10 Tonnen Obst2 Europaletten Kaffee = ca. 800 kg5.000 l Brühe
K 19 Neu Darchau: In Neu Darchau imBereich Am Hafen Richtung FähranlegerL 231 Neu Darchau: im Bereich Katemi-ner Mühlenbach halbseitige SperrungB 248 Tramm: Geschwindigkeitsbegren-zung an der Zufahrt zum KieswerkL 256 Kapern - BömenzienL256 Meetschow - GartowOrtsverbindungsstraße Groß Gusborn -KacherienK 14 Seybruch - DamnatzK 28 Meetschow - Vietze
Unterstützt wurde die Versorgung durch zahl-reiche, großzügige Spenden aus der Bevölke-rung.In der Kantine des Kreishauses wurden ausge-geben:3.860 Brötchen160 Schnitzel556 Currywurst330 Bockwurst706 Kannen Kaffee320 Flaschen Selter420 Flaschen Cola
19
PEGELSTÄNDE:
Schnackenburg: 7,52 m
Sonntag, den 9. Juni
der nur durch die Teamarbeit mit Kollegen derBereitschaftspolizei umsetzbar war“, so Polizei-kommissar Thomas Decker von der TauchergruppeOldenburg.Der OrtLaascheist inzwischen von der Außenweltabgeschnitten. Der Deich zur Seegeniederung hält
Die Scheitelwelle trifft zwei Tage früher in Nie-dersachsen ein als erwartet. Bereits am Sonntagabend wird inHitzackerder Höchststand von 8,20m erwartet. Durch die Öffnung der Havelpolder imLaufe des Sonntags erhoffen sich die Wasserfach-leute eine Entspannung im weiteren Flusslauf.Nach Einschätzung der Deichverbände könnte dieVerbuschung/Verkrautung beiDamnatzzu einemAufstau von 20 bis 30 cm führen. Totholzstämmebringen eine zusätzliche Belastung. In einer spä-teren Lagebesprechung wird diese Einschätzungallerdings revidiert: Da die Verbuschung von Was-ser überdeckt ist, behindert sie die Welle in derGeschwindigkeit nicht.InNeu Darchauist mit Hilfe von rund 1.600 Ein-satzkräften von THW, Bundeswehr und Feuerwehrein Notdeich fertig gestellt worden. Im Deicheinsatzwaren dort auch Polizeibeamte. Um den Schutzwallweiter abzusichern, mussten vier Polizeitaucher derTechnischen Einsatzeinheit aus Oldenburg bis zu
Polizei-Einsatz in Neu Darchau (3 Bilder)
aber, wenn auch mit einem knappen Freibord von10 - 20 cm. Solange der Deich hält, besteht keineGefahr, dass der Ort überflutet wird.Die HauptstraßeGartowswird im Bereich der See-gebrücke zeitweise vollständigt gesperrt, um denFeuerwehr-Fahrzeugen freie Zufahrt zu gewährleis-ten, die intensiv mit der Sicherung des Seeufers imBereich des Zehntspeichers beschäftigt sind.InVietzekonnten die Sicherungsmaßnahmen inden frühen Morgenstunden beendet werden. ImVerlauf des Pappelweges müssen jedoch aufgrundfestgestellter Sickerwassereintritte an dem zuvorertüchtigten Notdeich Quellkaden angelegt werden.Am Vormittag wird die vorsorgliche EvakuierungHitzackersnach der Hochwasserschutzverordnungin Gang gesetzt, da der für die Evakuierung vorge-sehene Wasserstand von 7,76 m im Verlauf des Tageserreicht wird. Alle 262 betroffenen Bewohnerinnenund Bewohner werden informiert, dass nach der Ver-ordnung eine Verlassenspflicht besteht. Sie werdengebeten, ihre Häuser und Wohnungen bis 20 Uhr zuverlassen.Das DRK steht nach Absprache bereit, bedürftigePersonen zu transportieren, wenn diese es wünschen.
drei Meter tief tauchen, um den Deichfuß von derWasserseite aus zu sichern.Hierbei wurden mehrere 100 Sandsäcke vom Landüber das Boot an die Taucher weitergereicht. Auf-gabe der Spezialkräfte war es, Unebenheiten imDeichfuß aufzuarbeiten und den Deich durch dasweitere Gewicht der Sandsäcke zu verstärken.Die Taucher mussten aufgrund der starken Strö-mung der Elbe mit Leinen gesichert werden. „Daswar ein Einsatz unter erschwerten Bedingungen,
20
Hitzacker: 7,33 m
Neu Darchau: 7,00 m
Damm an der Saalemündung gebrochenSüdlich von Magdeburg ist ein Deich amZusammenfluss von Saale und Elbe gebro-chen. Nun ergießen sich die Wassermassen inein mehrere Quadratkilometer großes Gebietsüdlich von Magdeburg. Die Stadt hat darauf-hin veranlasst, dass über 23.000 Menschen inden östlichen Stadtteilen ihre Häuser verlassenmüssen.Die Nachricht von der Evakuierung Magde-burgs sorgt auch in Lüchow-Dannenberg fürUnruhe. Immer noch ist nicht sicher, in welcherHöhe die Wassermassen den Landkreis passie-ren werden.
Notfallseelsorger begleiten die Evakuierung ebenfalls.Die Polizei kümmert sich um die Sicherung desbetroffenen Gebietes. Noch vorhandene Fahrzeugemüssen ebenfalls bis 20 Uhr entfernt werden.Als Notquartiere stehen die Turnhallen in Hitzackerzur Verfügung. Fast alle Bewohnerinnen und Be-wohner der Stadtinsel sind jedoch privat unterge-kommen.
Mückenspray en GrosNeben der brütenden Hitze machen denHelfern vor allem Mücken zu schaffen, diesich mit steigendem Wasserspiegel immermehr ausbreiten. Letztendlich hatte dieVerwaltung rund 100.000 Euro für Insek-tenschutzmittel auszugeben.
Helfer in Gartow
21
PEGELSTÄNDE:
Schnackenburg: 7,79 m
Montag, 10. JuniDie Höchstpegelstände sind erreicht. Ein massiverWasserdruck liegt auf den Deichen und führt anvielen Stellen zu größeren und kleineren Problemen.So gehen zum Beispiel bei den Schöpfwerk-Pumpen in Gartow und Restorf die Klappen nichtauf - mit der Folge, dass die Pumpen nicht mehrarbeiten. Fachberater des NLWKN und vom THWsind gefragt.BeiTangermündeist ein weiterer Deich gebrochen- eine Entlastung für alle Unterlieger?InNeu Darchauwurden kritische Bereiche stabili-siert.Auch der Besuch von Ministerpräsident StephanWeil in Neu Darchau findet reges Interesse bei denMedien.Die Bewohner der Stadtinsel inHitzackerhaben
alle wichtigen Gerätschaften hochgestellt und solan-ge gepumpt, wie es möglich war, aber inzwischenhat das Wasser das Gebäude längst umflutet.Ein Notdeich aus Big Packs soll verhindern, dassdas Wasser aus dem See über die Straße aufdie andere Seite läuft und dort Wohnhäuser unterWasser setzt.
Wasserstand hinter der Schutzwand Hitzacker, gezeigt vonRegierungsdirektor Wolfgang Kasperek, Leiter des Dezerna-tes 23 - Katastrophenschutz der Polizeidirektion Lüneburg
Schutzdamm in Wussegel
bis 8.00 Uhr morgens ihre Häuser verlassen. Poli-zisten sichern die leere Innenstadt.InDamnatzundWussegelwird weiter hart an derDeichverteidigung gearbeitet.InGartowkämpfen Bundeswehreinheiten immernoch mit Sickerstellen an verschiedenen Orten.Den Kampf um das „Salix“, das Café am nördlichenSeeufer hat man inzwischen aber aufgegeben. Inletzter Sekunde hatten Helfer im Gastraum noch
Am Gartower Zehntspeicher breiten sich die Si-ckerstellen über die Straße aus, die Seegebrückehat aber noch ungefähr 30 cm Freibord, bevor dasWasser das Straßenniveau erreicht.Für den Morgen war der weitere Einsatz von Kräf-ten inVietzegeplant und vorgesehen. Die hierfürvorgesehenen Helfer einer Kreisfeuerwehrbereit-schaft hatten dazu bereits den entsprechendenEinsatzauftrag erhalten.Aufgrund der dennoch nie auszuschließendenGefahr der Überflutung erfolgte die einvernehmliche
22
Hitzacker: 8,05 m
Neu Darchau: 7,72 m
Absprache mit dem Bürgermeister zur Unterrich-tung der gegebenenfalls betroffenen Bevölkerung.Eine notwendige Evakuierung wurde jedoch nichtangezeigt.Am frühen Morgen verliert der angelegte Notdeichaufgrund der Durchweichung des Deichfußesseine Standfestigkeit, so dass Ortsteile im weiterenVerlauf überflutet werden. Trotzdem sind die meis-ten Anwohner dort dankbar. „Wenn wir den Not-deich nicht bekommen hätten, dann wäre alles vielschlimmer,“ so die Bewohnerin eines Hauses, dermittlerweile zum X-ten Mal der Garten im Wasserversank.Am Mittag muss den Vietzern die Einleitung allerAbwässer in die Kanalisation untersagt werden.
Auch eine internationale Hilfsgruppe aus Nigeriaund südamerikanischen Ländern, die sich zur Zeitder Flut in der Kurve Wustrow aufhält, hilft tatkräftigbei den Deichsicherungsarbeiten mit.
Unter Dampf in den Versorgungsküchen
Vietze: Schutz gegen Rückfluss
Das Pumpwerk am Friedhof, welches für die Weiter-leitung die Abwässer zum Klärwerk nach Laaschezuständig ist, kann nicht mehr arbeiten.Ab sofort ist in Vietze Toilettengang, Duschen, Wa-schen und Spülen untersagt.Der Krisenstab geht davon aus, dass die hohenWasserstände sich eine ganze Woche halten wer-den.Nicht nur in der zentralen Sandsack-Befüllstation inTrammist die Stimmung jedoch hervorragend, wieHelfer berichten.Die inzwischen rund 550 freiwilligen Helfer nehmenihre Sache sehr ernst. Tag und Nacht wird an derBefüllung von Sandsäcken gearbeitet.
Rund 300 Helferinnen und Helfer sorgen in Lüb-bow dafür, dass Einsatzkräfte und Sandsack-Be-füller nicht verhungern und verdursten mussten.Tausende Lunchpkete werden gepackt und an dieverschiedenen Einsatzorte verteilt. Allein zwei Euro-paletten Kaffee werden verbraucht.
23
Was bedeutet die Feststellung des Katastrophenfalls?
Wesentliche Regelungen für die Bewältigung vonSchadenereignissen trifft das Nds. Brandschutzgesetz.Zuständig sind hier zunächst die Samtgemeinden. Siemüssen durch Aufbau und Aufrechterhaltung einer leis-tungsfähigen Feuerwehr eine effektive Brandbekämp-fung und Technische Hilfeleistung gewährleisten.
Eintritt und auch das Ende des Katastrophenfallesfestzustellen. (§ 20 NKatSG). Mit dieser Feststel-lung geht die zentrale Leitung des Einsatzes auf denLandrat über. Gleichzeitig ist auch der Landkreis alsKatastrophenschutzbehörde verpflichtet, die Kostenzu tragen (§ 31 NKatSG).
Lagebesprechung im Kreishaus
Die Zuständigkeit wechselt, wenn ein Katastrophenfallvorliegt. Als „Katastrophenfall“ definiert § 1 Abs. 2Nds. Katastrophenschutzgesetz (NKatSG) einen „Not-stand, bei dem Leben, Gesundheit, die lebenswich-tige Versorgung der Bevölkerung, die Umwelt odererhebliche Sachwerte in einem solchen Maße beein-trächtigt oder gefährdet sind, dass eine Bekämpfungdurch die zuständigen Behörden und die
In Biertischdiskussionen um die Gründe und denrichtigen Zeitpunkt der Feststellung des Katast-rophenfalles sind in Abhängigkeit vom jeweiligenStandpunkt immer wieder folgende Argumente zuhören:Gemeinden und örtliche Behörden fordern diemöglichst frühzeitige Feststellung des Katastro-phen-Falles (Kats-Fall), um die durch die Abwehrentstehenden Kosten auf den Landkreis abwälzenzu können. Notwendige Maßnahmen werden ggfls.so lange als möglich hinausgezögert.Der Landkreis zögert die sachlich gebotene Fest-stellung des Kat-Falles hinaus, um die damit ver-bundene Übernahme der Kostenlast zu vermeiden.Mögliche Hilfen kommen deshalb nicht oder nurverspätet zum Tragen.Angemerkt sei, dass die Mittel für notwendige Ge-fahrenabwehrmaßnahmen in jedem Fall aus Steu-ergeldern und damit von den Bürgern aufgebrachtwerden. Deshalb ist es für die Gefahrenabwehrunerheblich, aus welcher öffentlichen Kasse diedafür gestellten Rechnungen bezahlt werden.Festgestellt sei, dass die Kostenzuständigkeitweder bei diesem Hochwasser noch bei früherenKatastrophenereignissen bei der Frage OB undWANN der Kats-Fall festzustellen ist, eine Rollegespielt hat.
Technische Einsatzleitung
notwendigen Einsatz- und Hilfskräfte eine zentraleLeistung erfordern.“Katastrophenschutzbehörden sind die Landkreiseund kreisfreien Städte. Sie sind verpflichtet, möglicheGefahren, die zu einer Katastrophe führen können, zuanalysieren und sich entsprechend vorzubereiten.Im Falle eines Falles obliegt es dem Landrat, den
24
Übersicht der Einsatzkräfte (Tagesdurchschnittswerte)
40003.630
3.722
3.765
3.682
3.789
350030002.65925002.603
3.414 3.472
2.471
2000
1.907
1500
6301000
748
809
817813791770750
1.389
457
474
498
533
735
500
311
0
4.6.
5.6.
6.6.
7.6.
8.6.
9.6.
10.6.
11.6.
12.6. 13.6.
14.6.
15.6.
16.6.
Deutsche Lebensrettungs Gesellschaft (DLRG)Technische Einsatzleitung (TEL)FreiwilligePolizeiRettungsdiensteBundeswehr (BW)Kreisfeuerwehr-Bereitschaften (KFB)DRKTechnisches Hilfswerk (THW)Feuerwehr Lüchow-DannenbergPegel Hitzacker
Quelle: Landkreis Lüchow-Dannenberg
25
PEGELSTÄNDE: Schnackenburg: 7,78 m Hitzacker: 8,17 m Neu Darchau: 7,90 m
Dienstag, 11. Juni
schiedenen Hilfsorganisationen im Einsatz.
Landrat appelliert an Arbeitgeber: Helferbitte großzügig freistellenAn der Landesstraße 256 zwischenGartowundMeetschowwächst die Spannung, ob der Notdeichdem hohen Druck der Wassremassen standhaltenkann. Zur Sicherheit wird deshalb eine zweite Deichli-nie aufgebaut.Auch hierfür werden weitere HIlfskräfte benötigt. DieBundeswehr hilft mit Soldaten beim Aufbau des zwei-ten Notdeichs und der dafür notwendigen Abholzungvon einigen Bäumen, die der ausgerechneten Deicht-rasse im Wege stehen. Unterstützt wird der Bau durchdie Deichbaufirma Jeschke.Da die Sandsackreserven ausreichend erscheinen,wird die Befüllung von weiteren Sandsäcken ein-gestellt. Ungefähr 350.000 Säcke warten an denverschiedenen Sandsack-Befüllstationen auf ihrenEinsatz.An einigen Überflutungsstellen gibt es Probleme mitder Druckverteilung. Um ein Aufwölben von Straßen-decken zu vermeiden, werden teilweise Sandsäckevon den Deichkronen auf die Fahrbahndecke verla-gert, um einen Gegendruck von oben zu schaffen.Vor allem im Bereich Wussegel gilt es, den Deichfußzu sichern, um ein unkontrolliertes Durchsickern zuverhindern.Diskussionen gibt es über den Zeitpunkt der Rückfüh-rung des in den Havelpoldern zwischengespeichertenWassers in die Elbe. Die Teilnehmer der Lagebespre-chung fordern, dass diese erst geschlossen werden,wenn die Wasserstände mindestens 1 Meter unterdie aktuellen Stände gesunken sind. Man befürchteteinen Wasseranstieg von ca. 40 cm, wenn die Was-sermassen aus den Poldern sich wieder in die Elbeergießen. Landrat Schulz thematisiert dieses Problemin einem Brief an die Landesregierung.Immer noch sind rund 3.500 externe Helfer der ver-„Mehrere Tausend Einsatzkräfte der Feuerwehren undHilfsorganisationen sowie zahlreiche freiwillige Hel-ferinnen und Helfer arbeiten seit Tagen unermüdlichan den Deichstrecken im Landkreis Lüchow-Dannen-berg, um die Sicherheit der Bevölkerung vor Ort zugewährleisten. Die letzten Tage haben eine enormeSolidarität der Menschen untereinander gezeigt.Für Arbeitgeber ist dieser ehrenamtliche Einsatz je-doch oft keine einfache Situation. Sie müssen in ihren
mit Planen abgedeckter Deich in Neu Darchau
Betrieben, Firmen und Unternehmen auf Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter verzichten,“ so Landrat JürgenSchulz in einer Mitteilung am Dienstag.Schulz bedankt sich daher ausdrücklich bei denArbeitgebern für das Verständnis und die Unterstüt-zung bei der Bewältigung des Katastrophenfalles ander Elbe. Er bittet die Arbeitgeber, ihre Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter, die in der Feuerwehr oder Hilfsorgani-sationen engagiert sind, auch weiterhin von der Arbeitfreizustellen, damit diese so ausgezeichnet wie bisherhelfen können.„Eine Bewältigung dieser Elbeflut wäre ohne die vielenehrenamtlichen Helfer nicht möglich“, so Landrat Jür-gen Schulz. Arbeitgeber von ehrenamtlichen Helferin-nen und Helfern der Feuerwehren und Hilfsorganisatio-nen können nach Beendigung des Katastrophenfallesbeim Landkreis Lüchow-Dannenberg einen Antrag aufErstattung der Lohn- und Gehaltskosten stellen.
26
PEGELSTÄNDE: Schnackenburg: 7,65 m
Hitzacker: 8,15 m Neu Darchau: 7,92 m
Mittwoch, 12. Juni
Während die Pegelstände langsam fallen, muss inverschiedenen Deichabschnitten immer noch inten-siv an der Sicherung gearbeitet werden:Taube Elbe / Strachauer Rad: Der Deichfußmuss gesichert werden; weitere Sandsäckewurden angefordertPenkefitz / Jasebeck: Sandsäcke werdenvon oben an den Deichfuß verlagertNeu Darchau: über Nacht musste miteinem Noteinsatz ein zweiter Hilfsdeicherrichtet werden. Dank der zahlreichen Hel-ferinnen und Helfer konnte der Notdeich amMorgen fertig gestellt werden.
Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht gemein-sam mit Ministerpräsident Stephan Weil sowieChristoph Unger, Chef des Bundesamtes für Bevöl-kerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) Hitza-cker. Letzterer besucht auch die Zentrale Führungs-einheit im Kreishaus.Die Bundeskanzlerin dankt bei ihrem Besuch denHilfskräften und sagt zu, dass die Kosten für denEinsatz von THW und Bundeswehr nicht dem Landbzw. dem Landkreis in Rechnung gestellt werden.Die Lage inNeu Darchaubleibt während des gan-zen Tages kritisch. Immer noch sind 500 Helfer mitder Sicherung beschäftigt. Weitere 50.000 - 80.000Sandsäcke werden benötigt.Zur Sicherheit wird den Bürgerinnen und Bürgernempfohlen, ihre Fahrzeuge aus dem kritischenBereich zu entfernen, lose Gegenstände zu sichern,das Erdgeschoss zu räumen und sich nachts imObergeschoss aufzuhalten.Von der Polizei werden nach Augenzeugenberich-ten sogenannte „Drehflügler“ zur Beobachtung derDeiche eingesetzt. In Gartow setzt auch die Feuer-wehr diese unbemannten Flugkörper mit Kamera-ausstattung ein.Das Gesundheitsamt gibt ein Merkblatt über Hygie-neregeln im Umgang mit dem Flutwasser heraus.Hochwasser: Große SpendenbereitschaftDas Elbe-Hochwasser hat nicht nur enorme Was-sermengen, sondern auch eine großartige Welle derHilfsbereitschaft mit sich gebracht. Neben den vie-len engagierten Freiwilligen, die in den Sandkuhlender Region Tage und Nächte lang Sandsäcke gefüllthaben, spenden viele Bürger für die Betroffenen derFlut.
Da der Deich sich - bedingt durch eine Gleitfuge aufdem Sand mit Absackung - in Richtung Elbe be-wegte, waren die Arbeiten für die 100 Einsatzkräftenicht ungefährlich. Um unnötigen Wellenschlaggegen den empfindlichen Notdeich zu vermeiden,werden alle Bootsführer aufgefordert, langsam zufahren.Gartow/ L 256: Die zweite Deichlinie wurdeinzwischen fertig gestellt„Kritisch“ ist die Lage auch am Deich zwischenWussegelundPenkefitz.Hier sind die Deichekomplett durchgeweicht. Wasserblasen steigen ausbinnendeichs gelegenen Äckern - ein Zeichen fürvon unten durchdrückendes Wasser, sogenanntesQualmwasser.Deswegen werden dort die Deichfüße weiter mitSandsäcken abgedichtet, die Deichstraße mitStahlplatten und Sandsäcken beschwert, um soweiteres Durchdrücken zu mildern. Insgesamt sindin diesem Deichbereich durchschnittlich 200 - 250Helfer von Bundeswehr, Feuerwehr und THW imEinsatz.Unterdessen beschäftigt die Menschen in den vonÜberflutung betroffenen Orten, ob und wann esfinanzielle Hilfen geben kann. Der Landkreis bereitetdie Annahme von Anträgen auf Soforthilfe vor.Sobald der Erlass der Landesregierung über dieSoforthilfe da ist, soll das Antragsverfahren starten.
27
PEGELSTÄNDE: Schnackenburg: 7,40 m Hitzacker: 7,94 m
Neu Darchau: 7,79 m
Donnerstag, 13. Juni
den davon getragen.Unterdessen beginnen bereits die Überlegun-gen, wohin der Inhalt der rund 1,3 Mio. verbautenSandsäcke gebracht werden soll. Unter anderemwird die Anlage von Deichpflegeplätzen diskutiert.Endgültige Beschlüsse soll die Versammlung derDeichvorsteher fassen.Bundes-Verteidigungsminister Thomas de Maizièremacht in Penkefitz einen Truppenbesuch und danktden eingesetzten Soldaten. Der Landkreis hofft, dassde Maizière den Einsatz der Soldatinnen und Solda-ten auch für den späteren Rückbau bewilligen wird.Im Fluteinsatz ist auch ein Flugzeug des Marine-
Mehrere Deichbrüche im Oberlauf und die Nut-zung der Havelpolder als Rückzugsraum sorgen fürschneller fallende Wasserstände, als die Prognosenerwarten ließen.Trotzdem bleibt die Anspannung erhalten. Einset-zender Regen lässt die Nervosität steigen. Manbefürchtet, dass die aufgeweichten Deiche durchdas Wasser von oben nachgeben könnten. InNeuDarchauwird der Notdeich mit Planen abgedeckt.
Berichterstattung im Regen
Verteidigungsminister de Maizière in Penkefitz
Die Standfestigkeit von Eichen inWussegelistaufgrund der nicht vorhandenen Pfahlwurzeln ge-fährdet. Durch die Aufbringung von Sandsäcken aufden Wurzelteller und das Stutzen von Ästen werdendiese vorerst stabilisiert.Gegen Abend verlangsamt sich die Fallgeschwin-digkeit der Wasserstände, da das in den Havelpol-dern gespeicherte Wasser kontrolliert in die Elbeabgegeben wird.Die EinwohnerVietzesmüssen weiterhin ohneAbwasserentsorgung leben, da immer wieder Elb-wasser die Pumpen belastet. Der örtliche Strom-versorger hat derweil mit dem Wiederanschluss derabgeschalteten Ortsteile begonnen. Nach und nachbeginnen die Besitzer der überfluteten Häuser mitAbpumpen, Aufräumen und Wegwerfen.Rund 20 Gräber auf dem Vietzer Friedhof stehenimmer noch vollständig unter Wasser. Auch dieVietzer Feldsteinkapelle hat im Innenbereich Scha-
fliegergeschwaders 3 „Graf Zeppelin“ in Nordholzbei Cuxhaven. Die Soldaten sind seit vielen Jahrentäglich im Auftrag des Bundesverkehrsministeriumsmit der DO 228 Umweltsündern in Nord- und Ost-see auf der Spur.Über der Elbe prüften sie, ob die Flut - zum Beispieldurch Überschwemmung von Industregebieten - zuVerunreinigungen des Wassers geführt hat. AuchDeichbrüche können mit der Maschine frühzeitigerkannt werden.Den Helferinnen und Helfern, die im Hochwasser-Einsatz sind, sichtbar ein Dankeschön sagen: Wieman das machen kann, zeigten Jugendliche ausdem Dannenberger Jugendzentrum und aus demWirkungskreis vom Schulsozialarbeiter des Land-kreises, Torben Feigel. Sie fertigten „Dank-Banner“.Von denen, an die sich der Dank richtet, kamen ei-nige, neugierig geworden, ins Jugendzentrum – undgemeinsam mit den jungen Menschen dort spieltensie Kicker, Billard oder Dart.
28
PEGELSTÄNDE: Schnackenburg: 7,18 m Hitzacker: 7,71 m Neu Darchau: 7,58 m
Freitag, 14. Juni
Die Spundwand in Hitzacker bleibt weiter unteraufmerksamer Beobachtung.
Der Wasserstand hat rücklaufend die Marke desHochwassers von 2011 erreicht. Der Ablauf derFlutwelle verzögert sich durch die Tatsache, dass
Barrieren an der L 256 bei Gartow
die Mulde wesentlich mehr Wasser führt als vorher-gesehen.Der Regen hat glücklicherweise nirgendwo zugrößeren Problemen geführt, auch wenn die Un-terscheidung von Sickerwasser zu Regenwasseran den Deichfüßen sich schwierig gestaltet. In NeuDarchau staut sich Wasser aus der Kanalisation bisin den Straßenbereich. Die Abdeckung des Not-deichs mit Planen hat sich bewährt.Die evakuierten Bewohner der StadtinselHitzackerkönnen in ihre Wohnungen zurückkehren. Die Zu-fahrt nach Laasche ist seit dem Vormittag wiederfrei.Zur Entwarnung besteht jedoch nach wie vor keinAnlass. Den kritischen Bereichen muss weiterhinhöchste Aufmerksamkeit geschenkt werden. Immerwieder tauchen neue Sickerstellen auf, die abgesi-chert werden müssen. Die Deichfachleute weiseneindringlich darauf hin, dass jede Qualmstelle sorg-fältig beobachtet werden muss.Im Bereich des Elbholzes beiGartowwird dieBinnenböschung großflächig mit Sandsäckenabgedeckt, um Sickerstellen abzudichten und zuvermeiden.
Überschwemmung in Tiesmesland
Unterdessen gehen die Aufräum- und Rückbauar-beiten in den weniger betroffenen Bereichen weiter.Soforthilfe für HochwassergeschädigteDas Land Niedersachsen stellt 40 MillionenEuro als Soforthilfe für Hochwassergeschä-digte zur Verfügung.Soforthilfe-Gelder gibt es sowohl für Privat-personen, für Landwirte als auch für Unter-nehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern.Die Gelder sollen schnell und unbürokratischausgezahlt werden.
29
PEGELSTÄNDE: Schnackenburg: 7,05 m
Hitzacker: 7,52 m
Neu Darchau: 7,40 m
Samstag, 15. Juni
Über Nacht hat es keine weitere Absenkung derWasserstände gegeben. BeiPenkefitzsorgensprudelnde Blasen im Deichbereich für Unruhe.Auch die Eichen bei Wussegel bleiben unter Beob-achtung.Im Verlauf des Tages können die EinwohnerVietzesdie Abwasserentsorgung wieder nutzen. Fünf Tagelang mussten sie mit mobilen Toiletten, Duschge-legenheiten in Pevestorf und Gartow oder privatenLösungen ihre „Geschäfte verrichten“.Am Samstag sind auch fast alle betroffenen Häuserwieder mit Strom versorgt.
InNeu Darchaukann die Überdeichung der Straße„Am Göpel“ abgeräumt werden.ZwischenDrethemundHitzackermuss die Straßeweiter gesperrt bleiben, da einige Straßenbäumedrohen, auf die Fahrbahn zu stürzen. Außerdem wer-den in diesem Bereich Unterspülungen befürchtet.
30
PEGELSTÄNDE: Schnackenburg: 6,93 m Hitzacker: 7,36 m
Neu Darchau: 7,25 m
Sonntag, 16. Juni
Morgens um 8.14 Uhr wird der Katast-rophenalarm aufgehoben.Nachdem alle Deichsicherungsarbeiten in den kriti-schen Bereichen erledigt sind und die Lage an denDeichen sich entspannt darstellt, kann der Katast-rophenalarm aufgehoben werden.Landrat Jürgen Schulz dankt allen Beteiligten fürdie hervorragende Zusammenarbeit, die nach 13Tagen kräfteraubender Arbeit dazu führte, dass diegrundsätzliche Bilanz im Landkreis Lüchow-Dan-nenberg positiv ausfällt.
Der Landrat führt als Schlusswort an die Teilnehmerder Lagebesprechungen aus, dass es ihm großeFreude bereitet hätte, die reibungslose Zusam-menarbeit und große Solidarität aller Beteiligten zuerleben.Es sei ihm eine Ehre gewesen, mit jedem einzel-nen Teilnehmer der Lagebesprechungen und denStabs- und TEL-Mitgliedern sowie deren externenBeratern zusammen zu arbeiten. Der LandkreisLüchow-Dannenberg werde in gleicher Weisebereitstehen, wenn anderswo im Land in ähnlichenFällen Hilfe benötigt werde.
Neu Darchau
Die größte Hochwasserwelle aller Zeiten konnte imGroßen und Ganzen gemeistert werden. Insbeson-dere die neuen Schutzeinrichtungen in Hitzackerhaben sich bewährt und dem gesamten Gebiet derJeetzelniederung bisher nicht gekannte Sicherheitgebracht.Deiche im Dannenberger und Gartower Deichver-band konnten tapfer verteidigt und so Gesundheit,Leib und Leben von Mensch und Tier geschütztwerden.Im Vergleich zu anderen Gebieten ist auch derSachschaden übersichtlich, wenngleich der Not-deich in Vietze nicht gehalten und Schäden anHäusern und Grundstücken hingenommen werdenmussten. Und auch in Tiesmesland erreichte dasHochwasser erstmals die Häuser.Neu Darchau
Die Situation in Vietze hat gezeigt, dass hier drin-gend Hochwasserschutzmaßnahmen erforderlichsind, um ähnliche Schäden in Zukunft zu vermei-den.Das Gleiche gilt für Neu Darchau und erstmals indieser besorgniserregenden Form auch für Ties-mesland und Gorleben, wo ebenfalls Schäden zuverzeichnen waren.
31
POLITIKER AN DEN BRENNPUNKTEN
Donnerstag, 6. Juni 2013:In Dömitz treffen sich Mecklenburg-VorpommernsUmweltminister Till Backhaus und NiedersachsensUmweltminister Stefan Wenzel, um gemeinsam
liche Arbeit des Katastrophenschutz-Stabes unddankt den vielen HelferInnen für ihren Einsatz.Erstmals musste Niedersachsen rund 1,3 MillionenSandsäcke in den europäischen Nachbarländernordern. Die Niederlande, Dänemark, Belgien undLuxemburg reagierten prompt und schickten diemeisten Sandsäcke ohne Berechnung, so Pistorius.Samstag, 8. Juni:Niedersachsen Umweltminister Stefan Wenzelinformiert sich gemeinsam mit der Fraktionsvorsit-zenden der Grünen im Europäischen Parlament,Rebecca Harms, in Gartow und Schnackenburgüber die Einschätzungen der Fachleute vor Ort.„Diese Flut zeigt erneut, wie notwendig es ist, im
über den Umgang mit der anrollenden Flut zu bera-ten.Beide kündigen an, sich auf der abendlichenUmweltministerkonferenz für eine Verbesserungder länderübergreifenden Planung des Hochwas-serschutzes einzusetzen. Auch Hitzacker ist andiesem Tag Ziel des Niedersächsischen Umweltmi-nisters.Freitag, 7. Juni:Weitestgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit- aber mit Pressebegleitung - informiert sich derNiedersächsische Innenminister Boris Pistorius in
Flussmanagement und im Hochwasserschutz ge-meinsam langfristige, länderübergreifende Konzep-te weiter zu verbessern,“ ist auch Rebecca Harmsüberzeugt.Sehr beeindruckt zeigten sich beide Politiker nachdem Besuch des Lagezentrums in Gartow. von derQualität des bisherigen Katastrophenmanagementin der Region sowie die Hilfsbereitschaft der un-zähligen professionellen und freiwilligen Helferinnenund Helfer.Montag, 10. Juni:Ministerpräsident Stephan Weil informiert sich inNeu Darchau, Hitzacker und Katemin zusammenmit Landrat Jürgen Schulz, Samtgemeindebürger-
Wussegel über die Hochwasserlage.Gegenüber den Medien lobt Pistorius die vorbild-
32
meister Jürgen Meyer und Ortsbürgermeister RalfHinneberg über den in nicht einmal einer Wocheerrichteten Notdeich.Erleichtert können die Deichfachleute berichten,dass die vom Land finanzierten Hochwasserschutz-Maßnahmen bei den vergangenen Fluten problem-los gehalten haben.Nach seinem Besuch sichert das Land Niedersach-sen den vom Hochwasser betroffenen Gebieteninsgesamt 40 Millionen Euro Soforthilfe zu.
In Hitzacker kündigt die Kanzlerin einen Hochwas-ser-Fonds an. Über den genauen Zweck und dieAusstattung ist an diesem Tag noch nichts zu erfah-ren. Auch über alle erdenklichen Schutzmaßnahmen,auch Retentionsflächen, solle gesprochen werden, sodie Kanzlerin.Donnerstag, 13. Juni:Bundes-Verteidigungsminister Thomas de Maizièrebesucht in Penkefitz die dort stationierten Soldatin-nen und Soldaten.Landrat Jürgen Schulz und Elbtalaues Samtge-meindebürgermeister Jürgen Meyer bedanken sich
Auf dem „Hochwassergipfel“ in Berlin wird Weileinige Tage später vorschlagen, die zukünftig not-wendigen Maßnahmen des Hochwasserschutzesim Binnenland finanziell mit einem neuen Sonder-rahmenplan des Bundes und der Länder abzusichern.Mittwoch, 12. Juni:für die schnelle Hilfe, die dann „auch gleich so mas-siv hier vor Ort zum Einsatz kam.“ Sie hoffen, dassdie Soldaten auch nach der Flut helfen können.Während des Hochwassers 2013 waren in derSpitze über 1.000 Soldaten gleichzeitig im Einsatz,um an den neuralgischen Punkten bei der Deichsi-cherung zu helfen.Auch technisches Gerät der Bundeswehr wie dasAufklärungsfahrzeug FENNEK wurde vom Verteidi-gungsministerium zur Verfügung gestellt.Ebenso war ein Aufklärungsflugzeug der Bundes-wehr zur Prüfung der Wasserqualität und zur Über-wachung der Deichsicherheit im Einsatz.Wie die Elbe-Jeetzel-Zeitung recherchiert hatte,dürfte der Bundeswehr-Einsatz in den deutschenHochwassergebieten rund 50 Millionen Euro gekos-tet haben.
Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht gemein-sam mit Ministerpräsident Stephan Weil Hitzacker.Mit in der Besuchergruppe: der Chef des Bundes-amts für Katastrophen- und Bevölkerungsschutz,Christoph Unger.
33
VOR DER FLUT: SANDSÄCKE BEFÜLLEN ...
Tag und Nacht waren unzählige Helfer in den verschiedenen Sandsackbefüll-Stationen im Einsatz.
34
Während der elf Tage, in denen die Flut Lüchow-Dannenberg passierte, befüllten sie unermüd-lich insgesamt rund 2,1 Millionen Sandsäcke.
35
VOR DER FLUT: SANDSÄCKE BEFÜLLEN ...
36
Unterschiedlichste Techniken wurden ausprobiert, wie sich Sandsäcke am einfachsten befüllen lassen
37
DEICHSICHERUNG
38
39
DEICHSICHERUNG
40
41
WASSERWACHT
Für die Sicherheit der mobilen Schutzwand in Hitzacker war es existenziell notwendig, regelmäßigschweres Treibgut aus der Elbe zu fischen. DLRG-, THW- und Feuerwehr-Kräfte waren tagelang rundum die Uhr im Einsatz. So gelang es, trotz der heftig strömenden Fluten im Flussbett der Elbe Risseund Beschädigungen in der Schutzmauer zu verhindern.Zur Sicherheit mussten dennoch ab einem Wasserstand von 7,76 m - der am Sonntag, dem 9. Junieintrat - die Bewohner der Stadtinsel ihre Häuser verlassen und bis zum 14. Juni in Notunterkünftenausharren.
42
In Vietze halfen DLRG-Einheiten am Montag, dem 10. Juni dabei, rund ein Dutzend ältere und gehbe-hinderte Menschen aus ihren überfluteten Häusern zu holen.Das Wasser war am Wochenende 08./09. Juni rings um Vietze derart gestiegen, dass der eilends er-richtete Notdeich den andrängenden Fluten nicht mehr standhalten konnte. Von der Seege her drangunaufhörlich Wasser in die Gärten und teilweise auch Häuser der tiefer gelegenen südöstlichen Sied-lung ein. Selbst der Friedhof auf der anderen Straßenseite wurde überschwemmt, so dass die dortgelegene Pumpstation des Klärwerks für fünf Tage abgeschaltet werden musste.
43
MEDIEN
44
IMPRESSIONEN
45
FLUTFOLGEN
Fischesterben am Gartower See
Vietze
Vietze
Vietzer Friedhof
46
Tiesmesland
Gorleben
Gorleben
Vietzer Friedhof
47
BILDNACHWEIS UND IMPRESSUM
Wir danken folgenden Fotografinnen und Fotografen für die Überlassung ihrer Bilder:Jörg Behn (Feuerwehr Gartow) - 22 Bilder auf den Seiten: 12, 13, 14, 21, 27, 29, 34, 35, 36, 37, 38, 41Karin Behr (PubliXviewinG) - 2 Bilder auf der Seite 42Angelika Blank - 23 Bilder auf den Seiten: 12, 23, 32, 36, 40, 41,43, 44, 45, 46, 47Andreas Conradt (PubliXviewinG) - 14 Bilder auf den Seiten: 12, 26, 28, 30, 35, 40, 44 + 3 Bilder TitelDLRG - 1 Bild auf Seite 34Rouven Groß (EJZ) - 4 Bilder auf den Seiten: 28, 29, 47Johann Fritsch (Kreisfeuerwehr Lüchow-Dannenberg) - 3 Bilder auf den Seiten: 30, 34Marco Lohse - 8 Bilder auf den Seiten 6, 7, 16, 18,Sabrina Marnitz (Kreisfeuerwehr Lüchow-Dannenberg) 4 Bilder auf den Seiten: 12, 13, 14, 15Sonja Marceaux (Landkreis Lüchow-Dannenberg) - 1 Bild auf Seite 45Björn Vogt - 4 Bilder auf der Seite 47 + 1 Bild TitelHans-Joachim Schenk (Gemeinde Höhbeck) - 1 Bild auf Seite 23Michael Schott (THW Mediateam) - 3 Bilder auf den Seiten 21, 33, 44Julia Schulz (Landkreis Lüchow-Dannenberg) - 13 Bilder auf den Seiten: 4, 8, 9, 17, 19, 22, 23, 24, 32, 33Wolfgang Schumann (THW Mediateam) - 2 Bilder auf den Seiten: 10, 22Melanie Wendt (Landkreis Lüchow-Dannenberg) - 4 Bilder auf den Seiten: 30, 31, 45Wilhelm Wittstamm - 1 Bild, Titel und Seite 3Geerd T. Wykhoff (Kreisfeuerwehr Lüchow-Dannenberg) - 29 Bilder auf den Seiten: 3, 14, 15, 19, 34, 34, 35,36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 44, 45Gerhard Ziegler - 1 Bild auf Seite 32Frau Hennig und Frau Koch (Polizei) - 4 Bilder auf den Seiten: 16, 20, 21
SPENDENKONTEN:Landkreis Lüchow-Dannenberg, Text: Hochwasser 2013:Sparkasse Uelzen Lüchow-Dannenberg: Kontonummer: 230 182 040, Bankleitzahl 258 50110.Samtgemeinde Gartow, Text: Spende Hochwasser Vietze, Sparkasse Uelzen Lüchow Dan-nenberg, BLZ 258 501 10, Kontonummer 45 006 228.
IMPRESSUM:Herausgeber: Landkreis Lüchow-Dannenberg, Königsberger Straße 10, 29439 Lüchow(Wendland)Redaktion: Sonja Marceaux, Julia Schulz, Melanie Wendt (Landkreis Lüchow-Dannenberg)Textentwicklung, Layout + Satz: Kultur- und Marketingdienstleistungen Angelika Blank, VietzeDiese Broschüre steht auch als pdf auf den Internetseiten des Landkreises Lüchow-Dannen-berg zur Verfügung: www.luechow-dannenberg.de/hochwasser
48